Im Wochenbett sagte meine wunderbare Hebamme einmal zu mir: Wenn wir für das Kind singen oder summen beruhigen wir in erster Linie uns selbst. Diese innere Ruhe (unser Herzschlag verlangsamt sich, unsere Atmung vertieft sich) überträgt sich schließlich auf das Kind und beruhigt es. In der Psychologie spricht man hier von Co-Regulation.
Ohne dass ich damals viel darüber wusste, war das für mich ein großer AHA-Moment. Also ist in solchen Momenten für beide gesorgt: der/die Erwachsene beruhigt sich durch das Singen oder Summen wodurch sich das Kind wiederum regulieren kann. Zudem wird die Verbundenheit und die Beziehung von Eltern und Kindern gefördert.
Damit kann man schon ganz früh anfangen, da alleine eine ruhige vertraute Stimme zu hören, das Baby entspannen kann. Es wird einem nochmal selbst bewusst, was eigentlich los war den ganzen Tag, was man geleistet hat und was man zusammen mit dem Kind/ den Kindern erlebt hat. Durch die Tage mit Kind/ Baby wird man ja oft ganz schön durchgespült. Den Tag als GuteNachtGeschichte dem Kind zu erzählen, lässt den Tag rekapitulieren.
Zum Schluss ist meine persönliche Formel immer:**„Heute hast Du viel gesehen, viel erlebt und viel gelernt und jetzt ist Schlafenszeit. Morgen ist ein neuer Tag. Jetzt darf sich Dein Körper ausruhen.“
In einer für mich schwierigen Phase habe ich damit angefangen, ein Dankbarkeitsritual zu machen: Morgens und Abends mindestens 3 Dinge aufschreiben für die ich dankbar bin. Das kann man wunderbar mit dem Kind zusammen machen. Ich bin heute dankbar für… Für was bist Du heute dankbar?
Manchmal bekommt man dann sogar noch ein Kompliment mit auf den Weg z.B. dankbar für die beste Mama der Welt;)
Wenn Kinder sich abends schwer tun, zur Ruhe zu kommen. Funktioniert bei mir am Besten, wenn ich selbst müde bin und mache ich so: Mit dem/den Kind/ern zusammen hinlegen. Zusammen die Augen schließen oder vielleicht auch erst mal selbst die Augen schließen. Dann anfangen eine 'Reise' in die Entspannung und schließlich in den Schlaf anbieten.
Mit sanfte, leiser und ruhiger Stimme z.B.:
„Jetzt darf der Körper sich entspannen und zur Ruhe kommen. So helfen wir ihm Kraft zu sammeln für den nächsten Tag. Der Körper darf jetzt ganz schwer werden. Das ist ganz leicht. Alles was wir heute erlebt und gelernt haben, kann das Gehirn jetzt sortieren und aufräumen, so dass wir es wieder erinnern können. Der Atem darf ganz ruhig werden. Das Herz schlägt langsam und gemütlich. Alles ruht sich auch. Die Füße freuen sich, dass sie nicht mehr rennen und hüpfen müssen. Die Muskeln freuen sich, dass sie sich einfach entspannen dürfen. Die Augen, dass sie nichts mehr sehen müssen. Der Mund, dass er nichts mehr sagen muss. Die Hände freuen sich, dass sie nichts mehr bauen müssen, malen müssen. Alles darf sich einfach ausruhen. Der Magen und der Darm freuen sich, dass sie ungestört arbeiten dürfen. Alle, die dafür da sind im Körper etwas zu reparieren, freuen sich, dass es nirgendwo wackelt und sie ganz konzentriert ihre Arbeit machen können. Morgen bist Du dann wieder voller Energie, weil Du mit Deinem Schlaf dem Körper geholfen hast, sich zu erholen. Jetzt ist es Zeit zu schlafen und sich auszuruhen, damit Dein Körper wieder Kraft hat für einen neuen aufregenden Tag. Wir helfen jetzt unserem Körper, indem wir ganz ruhig werden und uns entspannen.“
In einem ganz wunderbares (Kinder-)Buch, das ich vor Kurzem entdeckt habe „Aber wir sind keine Löwen“ von Karen Young und Norvile Davidonyte geht es um Grenzen, Toleranz und Respekt.
Eine Idee des Buches ist es, dass jede/r von uns ein Kraftfeld hat, welches wir an- und ausschalten können, wie wir wollen. Und besser noch, welches wir gestalten können wie wir wollen. Weil: Es ist unser Kraftfeld, wir bestimmen und wir machen die Regeln.
Dieses Kraftfeld ist dazu da, um uns vor z.B. bösen Wörtern zu schützen. Auf spielerische einfache Weise wird das Thema Grenzen, Grenzsetzung, Mut und vieles was damit zusammenhängt beschrieben.
"Grenzen sind unsichtbare Wände zwischen uns und anderen Menschen. Wir alle haben Grenzen. Wenn Du einen Kopf hast, hast Du auch Grenzen."
Es lädt ein, darüber zu sprechen. Es liefert mit dem Kraftfeld ein großartiges Bild, damit spielerisch umzugehen.
"Was passiert, wenn mich die hässlichen Worte treffen?", fragte Benni Banane.
"Entweder plumpsen sie zu Boden oder sie explodieren in einer Glitzerwolke oder verwandeln sich in Ballons oder bunte Blätter oder kleine Ponys. Es ist dein Kraftfeld, du machst die Regeln."
Manche von Euch kennen vielleicht die Klopftechnik (EFT). Auch dazu gibt es von Stefanie Kirschbaum und Michael Bohne ein Buch mit dem Titel „Klopfen für Kinder - ein Vorlesebuch“. Vorgestellt werden in diesem Buch 4 Grundschulkinder mit unterschiedlichen Herausforderungen in Ihrem Alltag. Alle sind in der Lerngruppe ‚Lernofanten‘, wo sie verschiedene Techniken lernen mit ihren Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, ihren Ängsten, ihrer Schüchternheit… einen Umgang zu finden.
Das Buch wird vorgelesen und man kann spielerisch ganz nebenbei Techniken lernen, sich selbst zu beruhigen und in Selbstaktzeptanz zu üben. Wahrscheinlich ist das Buch für Kinder ab dem Grundschulalter gedacht.
Mit meinem Sohn habe ich es auch schon früher angefangen zu lesen - mit 4 hat er dann Spaß daran gefunden, die Methoden auszuprobieren. Er hat es dann im Kindergarten stolz den Erzieher*innen gezeigt und erklärt wozu die Übungen gut sind:) Für weniger angenehme Situationen haben wir besprochen, was denn von den Übungen helfen könnte.
Ich finde es toll, diese Übungen gemeinsam zu machen und zu lernen. Das Kind lernt eine Methode zur Selbstregulation und man selbst tut das gleichzeitig auch für sich. Immer wenn wir was mit unseren Kindern zusammen tun, was uns allen gut tut, haben alle gewonnen. Gleichzeitig stärkt es die Beziehung. Eine tolle Idee von den Autoren!
Seine Mutter öffnet ihm die Tür. "Na, hat Frau Mai wieder einen Trick aus Ihrem Hut gezaubert?" Max lacht: "Das hat sie! Ich soll klopfen und kurbeln!" "Kurbeln? Das musst du uns bitte gleich beim Abendessen erklären!"
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Mein Vorschlag also:
Lehnt Euch ab und zu bewusst zurück und genießt das was ihr macht für Euch selbst. Macht es nicht (nur) für Eure Kinder, macht es für Euch genauso und ich verspreche Euch, Eure Kinder wissen das zu schätzen. Es wird natürlich nicht immer klappen. So viel ist klar - was im Leben klappt schon immer? Und doch kann es durchaus 1,2,3 oder 50 Versuche wert sein, um vielleicht langfristige Rituale zu etablieren.
Die Ideen, die ich ich aufgelistet habe, habe ich selbst ausprobiert und mit ihnen gute Erfahrungen gemacht. Bestimmt gibt es noch viel mehr Möglichkeiten Selbstfürsorge gemeinsam zu zelebrieren. Lasst Eurer Kreativität freien Lauf. Lasst Euch inspirieren. Haltet die Augen offen nach neuen Ideen.
Du hast noch Fragen oder Anmerkungen? Ich freue mich auf Deine Nachricht:)